Brief des Vorstands an die Aktionäre.

Liebe Leserinnen und Leser,

bereits zu diesem Zeitpunkt im Jahr lässt sich festhalten, dass 2020, aufgrund der Covid-19 Pandemie, für uns alle kein normales Jahr sein wird. Wir durchleben außergewöhnliche Zeiten, die nicht nur für unser Unternehmen, sondern auch für unsere Gesellschaft eine große Herausforderung darstellen. Im März haben die Ausbreitung der Corona-Pandemie und die Auswirkungen auf unsere Geschäftsabläufe deutlich an Dynamik gewonnen. Der Schutz unserer Mitarbeiter und die Sicherstellung der Lieferfähigkeit haben dabei für uns erste Priorität. Gleichzeitig werden wir mit einem konsequenten Maßnahmenprogramm die wirtschaftlichen Auswirkungen für Knorr-Bremse so gering wie möglich halten und damit die Robustheit des Unternehmens unter Beweis stellen.

Trotz all der Ungewissheit der vergangenen Wochen und der kommenden Monate lassen Sie uns nun die Gelegenheit nutzen und einen Schritt zurücktreten, um gemeinsam das vergangene Jahr zu reflektieren. Denn 2019 war für unsere Unternehmensgruppe ein äußerst positives Jahr, wir haben alle selbstgesteckten Ziele erreicht und ich bin zuversichtlich, dass wir dadurch ein solides Fundament für die kommenden Monate haben werden.

Wir haben eine Vielzahl an prestigeträchtigen internationalen Projekten gewonnen, wie beispielsweise die Ausstattung der neuen Hochgeschwindigkeitszüge von Alstom mit Brems- und Klimasystemen oder den mehrjährigen Liefervertrag von drei Millionen Bremszylindern von CVS in Europa. Besonders stolz machen mich die vielen innovativen Entwicklungen in unserem Produktportfolio, mit denen wir unsere führende Marktstellung nicht nur weiter ausbauen, sondern auch gesellschaftlichen Mehrwert leisten – gerade im Bereich von nachhaltigen Mobilitätslösungen.

Zudem hatte unser Unternehmen einen Anlass zum Feiern: das 50-jährige Firmenjubiläum von Heinz Hermann Thiele. Seine strategische Weitsicht hat das Unternehmen nicht nur zu einem Weltmarktführer und international führenden Industrieunternehmen gemacht, sondern auch für den Kapitalmarkt bestens aufgestellt, wodurch die finanzielle Flexibilität von Knorr-Bremse weiter gestärkt wurde.

Auch operativ konnten wir unseren Erfolgskurs weiter fortsetzen. So bestätigen unsere erfreulichen Ergebnisse im Jahr 2019 unser resilientes Geschäftsmodell. Unsere Umsätze stiegen im abgelaufenen Jahr um 4,8 % auf € 6,9 Mrd., während unsere EBITDA-Marge um 140 Basispunkte auf 19,2 % kletterte. Dank eines besonders starken vierten Quartals stieg auch unser Auftragseingang um 1 % auf € 7,1 Mrd. Angesichts dieser guten Ergebnisse schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung vor, eine Dividende in Höhe von € 1,80 zu zahlen.

Somit haben wir für das Jahr 2019, trotz anspruchsvollem Marktumfeld, unseren Ausblick erfüllt. Jeder einzelne Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin hat zu diesen hervorragenden Ergebnissen beigetragen. Ohne den Einsatz und das Engagement unserer Kolleginnen und Kollegen wäre dies nicht möglich gewesen. Daher möchte ich mich im Namen des gesamten Vorstands bei unseren rund 29.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an unseren über 100 Standorten weltweit bedanken.

In der Division Systeme für Schienenfahrzeuge (RVS) stiegen unsere Umsätze um 5,6 % auf € 3.656 Mio. Zudem nahm der Auftragseingang um 5,8 % auf € 4.017 Mio. zu. Die wichtigsten Wachstumstreiber waren das Regional- und das Frachtgeschäft. Vor allem in Asien verzeichnete RVS ein stärkeres Geschäft im Bereich Passagier-, Fracht- und Regionalverkehr sowie ein robustes Nachmarktgeschäft. In Europa normalisierte sich die Nachfrage vorübergehend. In Nordamerika wies das regionale Geschäft eine positive Entwicklung auf. Das Powertech-Geschäft konnten wir zudem gegen Ende des dritten Quartals 2019 veräußern.

Die Division Systeme für Nutzfahrzeuge (CVS) verzeichnete ein Umsatzwachstum von 3,8 % auf € 3.280 Mio. Der Auftragseingang reduzierte sich allerdings um 4,9 % auf € 3.051 Mio. Gerade vor dem Kontext des Rückgangs der weltweiten Nutzfahrzeugproduktion um 5,0 % im vergangenen Jahr belegen unsere Ergebnisse unsere anhaltende Outperformance gegenüber dem Markt. Wie auch in der RVS-Division normalisierte sich der europäische Markt im CVS-Bereich. In China konnten wir trotz der rückläufigen Nutzfahrzeugproduktion ein Wachstum verzeichnen. In Nordamerika setzte der zu erwartende Marktabschwung im vierten Quartal ein, der durch den Lagerabbau der Kunden beschleunigt wurde.

Im Geschäftsjahr 2019 haben wir unsere Investitionen in Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten um 9,1 % auf € 397 Mio. gesteigert. Aufgrund unseres Umsatzwachstums führt das zu einer moderaten Erhöhung der F&E-Quote auf 5,7 %. Mit rund 3.600 Mitarbeitern im F&E-Bereich bekräftigen wir unsere Stellung als Innovationsführer vor dem Wettbewerb. Zu den wichtigsten Entwicklungsbereichen für RVS gehören u. a. umweltfreundliche CO2-Klimaanlagen, digitale Produkte sowie das Brake Distance Management, wohingegen sich die CVS-Division vermehrt auf die nächste Generation von Scheibenbremsen und das autonome Fahren konzentriert.

Im Rahmen unserer Bilanzpressekonferenz im März 2020 konnten wir das ehrgeizige Ziel verkünden, bis 2021 klimaneutral zu werden und bis 2030 unsere CO2-Emissionen zu halbieren. Für uns war und ist es eine Selbstverständlichkeit, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Ich bin überzeugt, dass unsere Bemühungen nicht nur positive Auswirkungen für Gesellschaft und Umwelt haben werden, sondern auch langfristig finanzielle Erträge bringen werden.

Eine konkrete Prognose für die Geschäftsentwicklung im Jahr 2020 zu treffen, ist angesichts der weltweiten Pandemie allerdings schwierig. Wir können noch nicht umfassend absehen, wie sich die Lage in unseren Absatzmärkten niederschlagen wird und erwarten einen deutlichen Rückgang bei Umsatz und EBITDA gegenüber 2019.

Verantwortung, Zuverlässigkeit und Innovation: all das sind Werte, die tief in der Kultur unseres Unternehmens verankert und, besonders in Zeiten wie diesen, gefragter denn je sind. Ich bin zuversichtlich, dass wir sowohl als Unternehmen wie auch als Gesellschaft die gegenwärtige Herausforderung meistern und gestärkt aus ihr hervorgehen werden.

Wir sind fest entschlossen, unsere profitable Wachstumsstrategie in Richtung 2022 fortzusetzen. Knorr-Bremse entwickelt sich stetig weiter und wir freuen uns, wenn Sie uns auch zukünftig auf diesem Weg begleiten werden.

München, 23. April 2020

IHR BERND EULITZ
VORSITZENDER DES VORSTANDS DER KNORR-BREMSE AG

Bernd Eulitz - Vorsitzender des Vorstands der Knorr Bremse AG